Reto Bärtschi arbeitet mit verschiedenen Medien und in verschiedenen Disziplinen. Er fertigt
Zeichnungen, Malereien, Skulpturen, Plastiken und Installationen. In seinen Arbeiten spielt er mit
Widersprüchen, inszeniert sein inneres Leben und verarbeitet Eindrücke. Er mag es, ungebunden
zu sein. So arbeitet er am selben Tag an einer massiven Plastik und anschliessend an einer
filigranen Zeichnung mit dem Tuschestift.
Mit dem Wächter hat er eine unverkennbare Form geschaffen, welche exemplarisch für sein
Schaffen und sein Leben steht. Der Wächter ist das Markenzeichen des zeitgenössischen Künstlers.
Reto wurde am 4. Juni 1971 in Visp (VS) geboren. Schon früh nach seiner Geburt zog die Familie in den Kanton Bern, in den idyllischen Oberaargau. In Bützberg hatte Retos Vater ein eigenes
Malergeschäft. Für Reto war jedoch schon früh klar, dass er nicht in die Fussstapfen des Vaters treten möchte. Ein Maler muss sich an zu viele Vorgaben halten.
Im Jahre 2000 hatte Reto seine erste eigene Ausstellung und ist seither als freischaffender Künstler tätig. 2001 verbrachte er einen Sommer in Ägypten und vertiefte seine malerischen Fähigkeiten in der Hauptstadt Kairo. 2002 folgte er seinem Mentor und Freund Jean Albert «Schang» Hutter nach Genua. Reto stellte in Genua unter anderem im «Studio
44» von seinem guten Freund Michael Blume aus.
Reto war bis zum Jahr 2012 wiederkehrend als Assistent des im Jahr 2021 verstorbenen
Solothurner Künstlers Schang Hutter beschäftigt, er war der letzte Assistent des ikonischen Bildhauers.
Reto Bärtschi bildete sich 2004 zum Kunstagogen weiter und arbeitete in einem Teilpensum in der Luzerner Psychiatrie in der Klinik St. Urban. 2008 absolvierte er ein Gaststudium an der
Kunsthochschule Kassel beim renommierten Professoren Norbert Rademacher.
Im Jahr 2010 durfte Reto ein erstes Mal Werke im Franz Gertsch Museum in Burgdorf ausstellen. Ein Jahr später erlangte Reto mediale Aufmerksamkeit. Anlässlich des 50-Jahr Jubiläums des Museum Attiswil, malte Reto den dortigen Kirchturm rosa an. In dieser Zeit arbeitete Reto oft mit dem sogenannten «Retorosa».
Die Wächter wurden über die Jahre immer grösser. So stellte Reto 2015 anlässlich der Ausstellung Kunst am Schlossberg in Melchnau einen sieben Meter hohen Leuchtwächter aus. 2017 wurde in Emmen nahe Luzern ein 12-Meter hoher Wächter aus Edelstahl enthüllt.
Reto befasste sich über die Jahre immer mehr mit der japanischen Tradition der Kalligrafie. 2018 durfte er ein Kalligrafie Stipendium in Tokyo absolvieren. Die gesammelten Eindrücke liess Reto fortan in seinen Zeichnungen einfliessen.
2022 veröffentlichte Reto seinen zweiten Kunstband mit dem Namen «Mensch Wächter». Darin dokumentiert ist auch die Entstehung des Königwächters. Reto erstellte aus dem Sägemehl, auf dem 2019 der Schlussgang des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes in Zug zwischen Christian Stucki und Joel Wicki stattfand, drei einzigartige Wächter. Weiter konnte er in diesem Jahr im Kunsthaus Langenthal und in der Kulturmühle Lützelflüh ausstellen.
Im Jahr 2023 präsentierte Reto Bärtschi im Kabinett des Museum Franz Gertsch in Burgdorf die Ausstellung «Bis zum Mond». Die Ausstellung zeigte neu entstandene Arbeiten des Künstlers: klein-, mittel- und grossformatige Zeichnungen mit schwarzem Tuschestift und überzeichnete Porträtfotografien. Im Aussenraum des Museums waren Bärtschis Wächter-Figuren aufgestellt.
Die filigranen, unter der Lupe entstandenen Zeichnungen Bärtschis thematisieren in der Ausstellung «Bis zum Mond» den menschlichen Beziehungsgefüge. Pflanzliche und florale Formen sowie Planetenkonstellationen symbolisieren Anziehung und Abstossung, Kennenlernen und Zusammenfinden. Die überzeichneten Porträtfotografien zeigen Menschen in unterschiedlichen Situationen und Befindlichkeiten.
Die Ausstellung «Bis zum Mond» wurde von der Fachwelt und dem Publikum sehr positiv aufgenommen. Sie war ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Karriere des Schweizer Künstlers.